BELLA ITALIA

Bayrisches Go Kart in Italien 1

Anja versus Italien!
Andreas fährt in jedem Jahr für mindestens eine Woche mit dem Motorrad nach Italien / Österreich und ich habe „sturmfrei“ .
Er hätte durchaus nichts dagegen, dass ich mitfahre, allerdings widerstrebt mir das Motto „ Die Tour beginnt mit dem ersten km“ und ich mag einfach nicht 600km an einem Tag über die Autobahn fahren – schon gar nicht als Sozia. Genau so läuft es aber immer ab. Andy und sein bester Freund steigen auf ihre Maschinen und reißen die km am ersten und letzten Tag in einem Stück ab.

Erstmal Geburtstag bei Oma

Meine Versuche sie zu einem Motoradanhänger zu bewegen und die Strecke gemütlich mit dem Auto zurückzulegen wurden bisher immer abgelehnt – bis jetzt ....... Auch die Beiden werden älter und bequemer, die Zeit ist ganz auf meiner Seite ;-)

Dieses Mal hatte ich mich zumindest in so weit durchgesetzt, als dass wir für unseren 14tägigen Trip quer durch Italien den „Mädchenflitzer“ nahmen, meinen Mini ;-).  Also wurden im Oktober die Taschen gepackt – große Koffer passen ja nicht rein – und wir starteten zu unserem Roundtrip, welcher durch Orte wie Treviso, Venedig, San Marino, Rimini und Neapel führen sollte. Den Rückweg hatten wir recht freigehalten und es gab nur die Eckpunkte Rom und Florenz. Dazwischen wollten wir dort anhalten, wo es uns gefiel und uns einfach überraschen lassen.

Der erste Zwischenstop hieß nicht etwa Bayern oder gar schon Österreich, nein, wir blieben eine Nacht in Bautzen, zum Geburtstag meiner Großmutter und am 3. Oktober fuhren wir dann in Richtung unserer österreichischen Nachbarn – natürlich über die Autobahn. Aber immerhin ganz bequem im Miniflitzer und nicht auf dem Sozius eines Motorrades, Wind und Wetter ausgesetzt.

Unser erster Halt auf der Route wurde dann Sterzing. Hier hat Andreas mittlerweile ein „Stammhotel“, in welchem die Jungs immer übernachten, sobald sie auf Tour sind. Wenn man natürlich genau dann gerne ein Zimmer hätte, wenn das Hotel wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist, hat „Frau“ ein klitzekleines Problem. Ich hätte jetzt mein Telefon gezückt um in der Nähe schnell ein Zimmer zu buchen. Nicht so mein Mann. O-Ton Andreas: „Wir fahren einfach weiter bis uns ein Gasthof gefällt und nehmen uns dort ein Zimmer – ist ganz einfach ;-) „ Najaaaaaa....

Schnee und Sommerreifen

Wir fanden auch einen kleinen gemütlichen Gasthof mit einem! freien Zimmer, war ja klar, und verbrachten eine entspannte Nacht. Nach einem leckeren Frühstück, Kaffee war nicht deren Stärke, fuhren wir weiter nach Italien. Da ich es mir auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht hatte, bestimmte Andy die Route, was in diesem Fall hieß, wir fahren über den Großglockner. Ja klar, warum nicht.

Das warum nicht wurde uns allerdings recht schnell klar:  Schnee auf dem Pass und der Mini mit Sommerreifen. Was einen gewissen Herren nicht davon abhielt, grinsend, wie ein kleines Kind mit einem neuen Spielzeug, durch die Spitzkehren zu heizen. Zumindest solange, wie wir auch etwas sehen konnten. Teilweise fuhren wir durch solch einen dicken Nebel, dass mehr als Schrittgeschwindigkeit nicht möglich war. 

Ziel dieser Etappe war ein kleines B&B in Conegliano, von dem mir Andreas bestimmt schon 10 Jahre vorschwärmt. Ein Haus im toskanischen Stil, tolle kleine Zimmer, hervorragendes Essen, mitten in den Weinbergen gelegen und geleitet von einem sehr alten, netten, kleinen Mann, welcher nur italienisch spricht. 

Lieblingspension geschlossen für immer - was nun?

Ziel dieser Etappe war ein kleines B&B in Conegliano, von dem mir Andreas bestimmt schon 10 Jahre vorschwärmt. Ein Haus im toskanischen Stil, tolle kleine Zimmer, hervorragendes Essen, mitten in den Weinbergen gelegen und geleitet von einem sehr alten, netten, kleinen Mann, welcher nur italienisch spricht. Und genau dieses alter Mann wurde uns zum „Verhängnis“. Als wir uns die Sandstraßen hinaufgekämpft hatten,stellten wir fest, dass das ganze Grundstück sowie das Haus verriegelt und verrammelt waren und wir müssen davon ausgehen, dass der Besitzer verstorben ist.

Es ist wirklich schade, dass sich niemand gefunden hat, dieses Kleinod in den Weinbergen weiterzuführen. Was macht man in so einer Situation? Man befragt seinen „Lieblingshoteldealer“Dieser hatte einige Vorschläge parat und wir entschieden uns für eine schnuckelige, kleine Pension auf einem Hügel am Rande der Stadt mit Blick über die Weinberge und Conegliano – entspannen in der Heimat des Prosecco.

Um den mittlerweile doch recht großen Hunger zu stillen, fragten wir in der Pension nach Empfehlungen für gutes Essen und erhielten eine etwas schwierig umzusetzende Wegbeschreibung. Wir fanden die markierte Adresse nach einigen Irrungen und Wirrungen – wo waren wir da bloss gelandet? Von außen sah das Ganze eher nach Kantine denn nach Restaurant aus, aber man soll sich ja bekanntlich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen. Hätten wir uns eine andere Möglichkeit für das Abendessen gesucht, hätten wir was verpasst.

Die Kommunikation in einer Sprache, die man nur recht leidlich spricht ist schon eine Herausforderung und dass in dem ganzen Lokal nicht einer der englischen Sprache mächtig war, hat das Ganze nicht einfacher gemacht. Aber hey, was solls und witzig war es auf jeden Fall. Das Essen war eine Wucht – anders kann man das nicht ausdrücken. Einfache Zutaten, kein Schnickschnack aber genial umgesetzt. Das dort nicht ein Platz frei blieb, ist definitiv nachzuvollziehen.

San Leo - ein Traum wie vor 300 Jahren

Das nächste Ziel auf unserer Liste war Venedig – mmmh noch immer Hochsaison für Touristen.

Wir haben die Idee, ins Zentrum zu fahren, recht schnell verworfen und Venedig direkt für ein verlängertes Wochenende mit dem Flugzeug zu besuchen.

Andreas wollte diese Stadt schon immer mal von den gegenüberliegenden Ufern fotografieren und so hatten wir schnell einen neuen Plan.

Nach einiger Rumkutscherei fanden wir einen tollen Platz auf der anderen Seite der Lagune und er konnte auf seiner „Muss ich photographieren – Liste“ einen Haken setzen.

Aufgrund der in der „Stadt der Löwen“ gesparten Zeit beschlossen wir, einfach mal ins Blaue zu fahren. Einfach mal los, ohne Plan und ohne Ziel und standen plötzlich vor einem entzückenden kleinen Schlösschen – der Platz davor menschenleer, weit und breit niemand zu sehen. Alle Geschäfte und Restaurants rund um das Schloss in Mesola hatten geschlossen – das Ganze hatte was von Dornröschen. Es fehlte nur die hohe Dornenhecke......

Da die Zeit dann doch schon relativ fortgeschritten war, wurde wieder der „Hoteldealer des Vertrauens“ bemüht, um eine Unterkunft in der Nähe zu finden. Gesagt getan, dies ging auch ziemlich schnell und im Umkreis von 5km ward eine Unterkunft gefunden.

Kennt ihr das, wenn ihr irgendwo langfahrt/-geht und euer Blich wird magisch von etwas angezogen?

So ging es mir mit San Leo – einem Castello hoch oben auf einem Berg. Genau das nämlich, lag auf unserem Weg zur gebuchten Unterkunft. Andy fand das Ganze auch ziemlich interessant und so wurden alle gemachten Pläne verworfen und wir begaben uns auf die Strasse hoch auf den Berg – und wenn ich hoch sage, meine ich das auch so ;-). Aber unser Mini ist ein kleiner Floh und schaffte die Strecke ohne Probleme. Ich erwähne hier nicht, dass wir die großen Straßen mieden und Andy mit Vorliebe kleine, eigentlich nicht zu befahrende Nebenstraßen fuhr.

Als wir dann endlich durch das große Burgtor fuhren, wußten wir nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten. San Leo ist einfach nur beeindruckend. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Zu unserer Freude gab es dort oben ein kleines B&B in dem auch noch Zimmer frei waren, zumindest für eine Nacht. Nachdem wir eingecheckt und das Auto auf den Parkplatz gefahren haben, haben wir die Burg erkundet. Da es schon recht spät war, konnten wir die Burg und die dazugehörige Kirche nur von außen bestaunen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Allein wegen der Aussicht und des Essens werden wir definitiv noch einmal hinfahren. 

Da in Italien eher spät zu Abend gegessen wird, waren die Restaurants alle noch leer. Dies galt auch für ein kleines, sich an der Seite der Burg befindliches. Ich sah mir die Speisekarte an und Andy wurde von einem alten Mütterchen angesprochen – Andy verstand kein Wort und schaute immer verwirrter, bis ich ihm sagte, dass sie uns aufforderte, doch einzutreten, sie hätten geöffnet.

Wir hatten den ganzen Raum für uns, denn selbst der Koch/Pizzabäcker war noch nicht da. Das Mütterchen, welches sich später als seine Großmutter vorstellte, versorgte uns erst einmal mit einem sehr leckeren Hauswein und tippelte los, um ihren Enkel zu suchen. Dieser traf relativ schnell ein und brachte den bereits angefeuerten Ofen auf Betriebstemperatur. Das wir hier natürlich Pizza essen mussten, ist klar, oder? ;-)

Wir gaben unsere Bestellung auf und kurze Zeit später standen unsere Pizzen dampfend und wunderbar duftend vor uns. Bestrichen mit Gewürzöl – keine Tomatensauce -, belegt mit Salami, Pilzen und herrlichem Büffelmozzarella – ein Traum! Wir haben das Essen sehr genossen und bei einem abschließenden Espresso unterhielten wir uns noch eine Weile mit dem Maestro – in unserem Alter und des Englischen mächtig.

Nach einer entspannten, aber kalten Nacht (die Heizungen waren noch nicht an und ein plötzlicher Kälteeinbruch überraschte die Italiener etwas) genossen wir bei herrlichem Ausblick ein wirklich gutes Frühstück und genialen Kaffee. Wir fuhren dann weiter – natürlich auf Nebenstraßen, macht ja mehr Spaß – Richtung San Marino, einer der ältesten Republiken der Welt. Der Lage auf Hügeln geschuldet ist wohl die Enge und das Gedrängel dort oben, zumal plötzlich Horden von Touristen auftauchten. Wir hielten nicht an und schauten uns dieses Kleinod lieber aus der Ferne an.

Abbruch

Wir kamen also auf die Idee, wir könnte ja einen Stop in Rimini einlegen, wir hatten ja Zeit. Wenn ihr mal ein Peeling braucht oder euer Auto neu lackiert werden soll, dann ab nach Rimini, wenn Sturm ist  ;-). Der Wind fegte dermaßen stark über die adriatische See, dass wir uns nach ein paar Minuten entschlossen, weiterzufahren.

Kennt ihr den Film „Briefe an Julia“? Die tollen Szenen in Siena, diese phantastischen Bilder der Toskana? Da musste ich natürlich unbedingt hin, wenn wir schon mal in die Richtung fahren ;-). Ich hätte auch liebend gern ein Zimmer in diesem tollen Hotel genommen, aber bei den Zimmerpreisen gewann die Vernunft doch die Oberhand. Es ist ja schließlich nur ein Hotel.

Wir fanden dann eine fast ausgebuchte Unterkunft am Rande von Siena und nachdem wir schnell unsere Sachen ausgeladen und eingecheckt hatten, befanden wir uns auch schon auf dem Weg in die Stadt. Wie das immer so mit bekannten Orten ist, man ist nicht alleine und meist trifft es diese Beschreibung nicht. Es war einfach nur voll – leider. 

Wir drehten eine kleiner Runde, besahen einige Dinge, schossen ein paar Bilder – weniger Massen wären schön gewesen. Wir müssen das einfach nochmal machen, außerhalb der Saison oder so – falls es das dort überhaupt gibt.

Wir bekamen gleich bei der Anmeldung in der Unterkunft einige Tips was das Essen angeht – die sind immer Gold wert. Von aussen hätten wir gesagt, ah eine Pommesbude – innen ein kleiner Tresen und 4 Tische. Aber das Essen – Mama mia – einfach aber genial. Nichts überkandideltes hochgehiptes Zeug, sondern echte italienische Küche. Und wer stand am Herd – die Nonna. 

Egal wo wir in Italien in den letzten Jahren waren( okay, wir meiden Touristenburgen), der Hauswein war immer wirklich gut und preiswert. So etwas vermisse ich hier – könnten wir auch mal einführen.

So kennen und lieben wir dieses Land.

Leider mussten wir die Reise aufgrund unvorhergesehener Probleme an dieser Stelle abbrechen, Andy wurde von seinem Chef gebeten, so schnell wie möglich zurückzukommen. 

Wir machten nur noch einen kurzen „Schlafstop“ in Vicenza, natürlich nicht, ohne uns nach leckerem Essen umzusehen. Es lohnt sich eigentlich überall, die Augen offenzuhalten und zu schauen, wo die Einheimischen essen gehen.

Wir fanden ein verstecktes Lokal in einem Hinterhof, das wir ohne nie Hilfe entdeckt hätten und uns wäre die absolut geniaaaaaaaalste Calzone der Welt entgangen – jawoll, der Welt ;-).

Danach ging es wieder schnurstracks zurück nach Berlin aber – wir kommen wieder .....

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